Pflanze des Monats November 2022

Gemeiner Stechapfel

(Datura stramonium L.)

Abbildung 1: Gemeiner Stechapfel (Foto: K. Marquardt)
Abbildung 1: Gemeiner Stechapfel (Foto: K. Marquardt)

Der Gemeine Stechapfel oder auch Dornapfel oder Düwelsappel genannt, gehört zu der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Ursprünglich beheimatet im subtropischen Amerika und Asien, gelangte der Stechapfel im 16. Jahrhundert als Neophyt nach Europa und ist heute mehr oder weniger weltweit verbreitet (Kosmopolit). Dabei bevorzugt die Art nährstoffreiche, meist sandige Ruderalstellen an Flussufern und kommt in Mitteleuropa auch häufig auf Äckern (Stickstoffzeiger) und an ruderalisierten Wegrändern vor. Archäobotanisch ist die Art für das Gebiet des heutigen Deutschlands für den Zeitraum 1580 bis 1620 nachgewiesen.

 


Der Gemeine Stechapfel ist eine aufrecht- bis buschigwachsende einjährige Pflanze, die Wuchshöhen von bis zu 1,20 Meter, selten auch 2 Meter, erreicht. Der grünliche, elastische Stängel ist gabelästig und unbehaart. Die handtellergroßen, weichen Blätter sind eiförmig und unregelmäßig spitz gelappt oder buchtig.

Abbildung 2: Blätter und Früchte des Stechapfels (Foto K. Marquardt)
Abbildung 2: Blätter und Früchte des Stechapfels (Foto K. Marquardt)

Der Gemeine Stechapfel bildet von Juni bis zum Oktober bis zu 7 cm lange weiße Trichterblüten aus, die sich erst in den Abendstunden ab 19 Uhr öffnen. Stechapfelblüten duften stark süßlich, parfümartig und werden hauptsächlich von Nachtfaltern besucht, z.B. dem Windenschwärmer (Herse convolvoli), der in die Blüten hineinkriecht, um an den Nektar zu gelangen. Auch Selbstbestäubung ist erfolgreich.

Abbildung 3: Trichterblüte des Stechapfels (Foto: K. Marquardt)
Abbildung 3: Trichterblüte des Stechapfels (Foto: K. Marquardt)

Aus den Blüten entwickeln sich viergeteilte, stachelige, seltener unbestachelte walnußgroße Kapseln, die in den Stängel-Achseln gerade nach oben stehen. Der stacheligen Frucht verdankt der Stechapfel seinen Namen.

 

Beginnend mit der Reife öffnet sich die Kapsel von oben her, die für gewöhnlich 300 bis 500 schwarze, nierenförmige Samen enthält. Die Ausbreitung der Samen erfolgt durch Tierstreuung, wenn die stacheligen Kapseln kurzfristig am Fell hängen bleiben.

Abbildungen 4 und 5: Früchte und Samen des Stechapfels - gut zusehen sind die nierenförmigen Samen in der geöffneten vierklapprigen Kapsel (Fotos: K. Marquardt)

Verwendung fand die Pflanze bei vielen Völkern als Heil- und Rauschmittel. Als altbekanntes Rauschgift wurde sie früher für Hexensalben und Liebesränke verwendet. Getrocknete Blätter wurden in der Volksmedizin beispielsweise auch als Mittel gegen Asthma eingesetzt. Allerdings sind alle Pflanzenteile giftig (enthalten giftige Alkaloide, vor allem Atropin und Scopolamin), besonders jedoch die Wurzeln und Samen. Bereits Mengen ab 0,3 g können Giftwirkungen wie z. B. gesteigerte Erregung, Sinnestäuschungen, Übelkeit, Pupillenerweiterung mit Sehstörungen und Atemlähmung hervorrufen. Aufgrund der hohen Giftigkeit ist die Verwendung von Stechapfel gefährlich und kann in falscher Dosierung zu starken Vergiftungserscheinungen bis hin zum Tod führen. Daher wurde die Anwendung schon im preußischen Landrecht unter Strafe verboten.

 

 

Andreas Metzmacher

 

 

 

Verwendete Literatur:

 

R. Düll u. H. Kutzelnigg 2005: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands, Wiebelsheim: Quelle & Meyer-Verlag

 

https://www.pflanzen-deutschland.de/Datura_stramonium.html, aufgerufen am 01.11.22

https://www.apotheken.de/alternativmedizin/heilpflanzen/10004-stechapfel-gemeiner, aufgerufen am 01.11.22

https://www.pflanzen-vielfalt.net/wildpflanzen-kraeuter-a-z/uebersicht-pflanzen-s-z/stechapfel-gemeiner/#Wildpflanzen-Steckbrief_Gemeiner_Stechapfel, aufgerufen am 01.11.22

 

Fotos:

 

Kathrin Marquardt