Monheim am Rhein / Gärten / Apfelbaum

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!

Wir alle kennen ihn, die meisten mögen ihn – den Apfel. Kein Wunder, er ist erfrischend, gesund und vitaminreich. Wenn man hineinbeißt macht man sich aber kaum Gedanken darüber, wo der Apfel ursprünglich herkommt.

 

Vorweg –Man soll ja bekanntlich nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, aber beide gehört zu den Rosengewächsen, so wie viele andere Obstsorten auch.

 

Interessant ist, dass neben dem Kernobst zu denen man Äpfel, Birnen, Quitten und natürlich die Rosen selbst, auch das Steinobst, wie Pfirsich, Pflaume, Kirsche, Aprikose und Mandeln zu den Rosengewächsen zählt. Wer hätte aber gedacht, dass auch die Erdbeere dieser Pflanzenfamilie zugehörig ist, zumal deren Früchte zu den Sammelnussfrüchten gehört. Was bedeutet das? Die schmackhafte rote Beere ist in Wahrheit nur eine Scheinfrucht, die eigentlichen Früchte befinden sich als kleine grüne Körner auf der Oberfläche – und das sind Nüsse.

 

Was haben die Rosengewächse denn gemeinsam? Nun, wir sollten um das zu klären deren Blüten in Augenschein nehmen und näher betrachten.

Foto: Dieter Dahlke
Foto: Dieter Dahlke

Aufbau einer Blüte
Aufbau einer Blüte

Die Rosengewächse gehören zu den sogenannten Bedecktsamern, man zählt 90 Gattungen und ungefähr 3.000 Arten.

Jetzt zu den Blüten: 5 Kelchblätter schützen die eigentliche Blüte, die aus ebenfalls 5 Kronblättern, den Fruchtblättern, auch bekannt als Stempel oder Narbe, den Staubblättern, die den Pollen, also den Blütenstaub tragen und letztendlich den Blütenboden auf dem der Stempel (Narbe) sitzt. Tief unten in der Blüte sitzen die Nektarblätter. Deren Aufgabe ist es Insekten für die Bestäubung anzulocken und mit dem süßen Saft zu belohnen. Der Blütenboden wird bei der Blütenbildung aufgebraucht. Anders ist es bei der Erdbeere, da entwickelt sich die Frucht aus dem Blütenboden.

Eine Biene bei der Nektarsuche
Eine Biene bei der Nektarsuche

Zurück zum Apfel – man sagt, dass z.B. die Bienen die Blüten befruchten, tatsächlich dienen sie beim Nektar- und Pollensammeln lediglich als Transportwesen, das den Pollen auf den Stempel (Narbe) überträgt.

Pollenkorn unter dem Mikroskop
Pollenkorn unter dem Mikroskop

 

Sobald ein Pollenkorn auf der klebrigen Narbenoberfläche haften geblieben ist, beginnt es in der Narbenfeuchtigkeit zu quellen und durch die Oberhaut einen feinen Schlauch zu treiben, der allmählich in das Gewebe des Stempels hineinwächst, bis er in die Fruchtknotenhöhle gelangt. Hier legt er sich an eine der Samenanlagen an, dringt in ihr Inneres ein sorgt hier für die eigentliche Befruchtung. Damit ist die Voraussetzung zur Bildung einer Frucht, bestehend aus Schale, Fruchtfleisch und Samenkernen ist gegeben.

Fruchtansatz mit Kelchblättern
Fruchtansatz mit Kelchblättern

Apfelhälfte mit Kernen und verbliebenen Kelchblättern
Apfelhälfte mit Kernen und verbliebenen Kelchblättern

Wer aber jetzt meint, dass sich aus den Kernen wieder ein Baum entwickelt, der die gleichen Früchte trägt, wird enttäuscht. Sortenreine Apfelbäume kann man nur durch Veredelung gewinnen, das heißt, dass von allen uns bekannten Apfelsorten sogenannte „Edelreiser“ auf eine Unterlage aufgepfropft wurden. Während der wilde Apfel (Pyrus malus), eine sehr harte und saure Frucht, auch Holzapfel genannt, war, wurden durch Veredelung und Selektion die heutigen Sorten herausgezüchtet.

 

Ursprünglich stammt der Apfel aus Kasachstan (Alma Ata, was soviel heißt wie Stadt der Äpfel).

 

Überreste von Apfelkernen, die man in archäologischen Stätten vorgefunden hat bezeugen, dass Menschen seit über zehntausend Jahren Wildäpfel in Europa und Westasien gesammelt haben.

Studien vom Max-Planck-Institut zeigen fossile und genetische Belege, dass Apfelbäume bereits vor Millionen Jahre bereits recht große Früchte entwickelten. Man darf annehmen, dass diese eine attraktive Nahrung für Säugetiere wie Wildpferde und großen Hirschen war.

 

Über Griechenland und Italien brachten die Römer den Apfel an den Rhein. Hier in Germanien gab es derzeit nur den sauren Holzapfel. Mit den Römern kam neben dem Apfelbaum auch die Veredelungstechnik, also das Pfropfen von Edelreisern auf eine Unterlage zu uns. Die Unterlagen, das sind aus Apfelsamen gezogene Setzlinge, welche je nach der gewünschten Wüchsigkeit des Baumes (Spindel- Busch- Halbstamm oder Hochstamm) ausgewählt werden.

 

Es wird geschätzt, dass es inzwischen mehr als 25.000 Apfelsorten weltweit gibt – über 70 Prozent der Obsternte sind Äpfel.

 

Der ökologische Nutzen eines Apfelbaumes ist enorm. Insbesondere auf Streuobstwiesen mit sehr altem Baumbestand findet man zahlreiche Tiere, die vom Apfelbaum profitieren.

Bienen, Hummeln finden Nektar und Pollen, Vögel bauen ihre Nester in den Zweigen, finden Nahrung in Form von Insekten. Blattläuse, Marienkäfer, Raupen und viele mehr, bevölkern den Baum. Mäuse und Igel lieben das Fallobst. (Newton sei Dank) Wenn die Äpfel im Herbst am Boden beginnen zu vergären, dann laben sich Wespen und Hornissen am Saft, hin und wieder zeiht es auch einen Schmetterling an diese Kraftquelle. In Baumhöhlen findet der Steinkauz sein Zuhause.

 

Wer einen Garten und ein Plätzchen darin frei hat sollte vielleicht einmal darüber nachdenken, ob hier einen Apfelbaum sein Zuhause finden könnte. Es lohnt sich auf jeden Fall – für Mensch und Tier – einfach für die Natur.

 

 

Dieter Dahlke

Im Mai 2021