Monheim am Rhein / Artenschutz / Uferschwalbe
Die alte Uferschwalbenkolonie auf der Abgrabungsfläche am Kielsgraben ist die größte im Kreis Mettmann. Die Kolonie ist bedroht, da der Abbau beendet ist und eine Rekultivierung vorgesehen ist, die diese Steilwand verfüllen wird. Aktuell wird der Bereich vor der Kolonie nicht zugeschüttet, solange die Brutwand noch von den Vögeln genutzt wird. Die Rekultivierungspläne für die Fläche am Kielsgraben, sowohl der alte als auch der neue sehen eine Verfüllung vor.
Die Monheimer Uferschwalben haben für den Kreis Mettmann eine besondere Bedeutung.
Es gibt seit vielen Jahren nur noch eine andere Kolonie im Kreis Mettmann, und zwar in der Nähe des Naturschutzzentrums Bruchhausen:
"Die Uferschwalben sind zwar da, brüten (bzw. füttern) auch und es gibt neben 9 alten Höhleneingängen auch ein neues Loch. Doch ich sah nie mehr, als 8 Uferschwalben gleichzeitig in der Luft und bisher nie mehr als Einflüge in 3 der Löcher während einer Beobachtungsstunde. Brutpaaranzahl???"
Quelle: Naturschutzzentrum Bruchhausen Jahresbericht 2019
03.11.2021: Auf Anregung der Naturschutzverbände NABU, BUND und LNU beschloss der Beirat der Unteren Naturschutzbehörde:
"Der Beirat empfiehlt, die Erstellung einer "künstlichen Uferschwalbenwand" einzuplanen und umzusetzen, um auch der Uferschwalbe und dem Eisvogel weiter eine Heimat zu ermöglichen".
Was soll man dazu noch sagen?
Der Stadt sei ein Blick auf die Artenschutzmaßnahmen des LANUV empfohlen. Zur Wirksamkeit steht dort:
"Wirksam innerhalb von bis zu 2 Jahren. Die Uferschwalbe ist von ihrer Artökologie her darauf angewiesen, auch auf schnell sich verändernde (Pionier-) Standorte reagieren zu können. Daher und nach den vorliegenden Literaturhinweisen kann grundsätzlich eine kurzfristige Annahme geeigneter Standorte erwartet werden, wenn keine anderen Faktoren (z. B. Nahrungsangebot) limitierend wirken.
Die Maßnahme ist grundsätzlich ab der nächsten Brutperiode nach Fertigstellung der Struktur wirksam. Um den Vögeln eine Erkundung zu ermöglichen, soll jedoch eine Vorlaufzeit von mind. 2 Jahren veranschlagt werden. Je näher die Maßnahme zu einer bestehenden Kolonie umgesetzt wird, desto schneller ist mit einer Besiedlung zu rechnen."
Quelle:
Geschützte Arten in Nordrhein-Westfalen - Planungsrelevante Arten - Artengruppen - Vögel (nrw.de)
Seit Jahren werben wir für eine künstliche Uferschwalbensteilwand.
Untere Naturschutzbehörde und Stadt verhindern bisher mit ihrer Verweigerungshaltung diese Möglichkeit, einer bedrohten Art zu helfen!
2021:
Obwohl es uns nicht möglich ist, die Fläche zu betreten, haben wir am 16. Mai von der Straße "Am Kielsgraben" aus zwei beflogene Uferschwalbenröhren gesehen! Das ist natürlich deutlich weniger als in den Vorjahren. Wir können aber davon ausgehen, dass es im Mai 2021 noch einige wenige weitere beflogene Röhren gab.
2020:
Foto: J. Baade
Diese 28 Brutröhren wurden am 30. Mai 2020 innerhalb von 6 Minuten Beobachtungszeit beflogen! Wie dokumentiert man so ein Gewimmel? Wir haben 6 Minuten aus mehreren Perspektiven gefilmt und uns den Film dann in extremer Zeitlupe angeschaut und so jede beflogene Brutröhre dokumentieren können.
2019:
Auch im Jahre 2019 wurden mehrere Uferschwalbenpaare an ihren Bruthöhlen beobachtet.
2018:
Film: J. Baade
Zeitweise war hier am 13. Juli 2018 sehr viel vor den Brutröhren los. Evtl. war das die Zeit, in der die Altvögel die Jungen gelockt haben.
2017:
Die aktualisierten Planungen für den Kielsgraben werden bekannt.
Die Naturschutzverbände BUND, LNU und NABU geben eine gemeinsame Stellungnahme gegen die geplante Änderung der Rekultivierungsplanung ab.
2016:
Am 01.05.2016 werden 25 Röhren und maximal 30 Uferschwalben gezählt, am 07.05.2016 ca. 40-
50 Röhren.
Aus einer Mitteilung vom 28.01.2016 der Biologischen Station Haus Bürgel u.a. an die Untere Naturschutzbehörde:
"uns sind aus diesem Baggerseebereich aus den letzten Jahren eine Uferschwalbenkolonie in den Steilwänden und brütende Kiebitze , [....] bekannt."
2015 und davor:
"„In diesem Areal hatten früher mehr als 200 Uferschwalbenpaare ihre Bruthöhlen, doch die Möglichkeiten haben sich von Jahr zu Jahr reduziert. Jetzt habe ich acht dieser Vögel gesehen.“ (I. Knebel am 09.06.2016 auf http://www.monheims-naturwunder.de)"
...
Bzgl. Nisthilfen für Uferschwalben haben wir den Eindruck, dass es in NRW keine über mehrere Jahre erfolgreichen Versuche gibt. Das ist eigentlich ein schlechtes Zeichen, denn in anderen Ländern gibt es das:
Beispiel Schweiz:
"Der Verein Hotspots und BirdLife Schweiz begannen bereits vor Jahrzehnten nach Massnahmen zur Förderung der Uferschwalbe zu suchen. Im Jahr 2011 gelang dank dem Aargauer Kiesunternehmer Ueli Müller der Durchbruch mit künstlichen Sandschüttungen. Ueli Müller hatte beobachtet, wie Uferschwalben versuchten, Brutröhren in ein verkaufsfertiges Sanddepot zu graben. Kurzerhand legte er einen Ersatzhaufen an, in den schon bald die ersten Schwalben einzogen.
BirdLife Schweiz macht das Prinzip mit Publikationen, Begehungen und einem Beratungsangebot in der ganzen Schweiz bekannt. Zahlreiche Kantone, Kiesgrubenbetreiber und weitere Partner waren in verschiedenen Rollen beteiligt. Mittlerweile existieren 26 derartige Sandschüttungen in der Schweiz, in denen rund 40% der 4200 Brutpaare der Uferschwalbe brüten (2020)."
Quelle: https://www.birdlife.ch/de/content/den-uferschwalben-fehlt-der-lebensraum
Beispiel Niederlande:
Googlen Sie einfach mal nach "Oeverzwaluwwand". Sie bekommen eine lange Liste von angelegten Wänden. In den Niederlande ist die Anlage von künstlichen Uferschwalbenwänden State of the Art!
Von diesen beiden Videos hat sich die Firma Holemans inspirieren lassen:
Die Videos sind in niederländisch, aber eigentlich sind die Videos trotzdem selbsterklärend.
Aber wir haben auch Lösungen in der Nähe:
Beispiel NRW Rees:
Die Wand der Firma Holemans ist allerdings erst seit zwei Brutperioden in Betrieb.
Nistwände für Uferschwalben - Holemans
https://www.holemans.de/blogreader/nistwaende-fuer-uferschwalben.html
Die Reeser Lösung basiert auf der Lösung in der Grafschaft Bentheim.
Der NABU Monheim am Rhein unterstützt diese Nistwand durch Pflegemaßnahmen.
Beispiel Niedersachsen Grafschaft Bentheim:
Diese Wand wurde bereits 2013 erstellt und 2017 erweitert und wird regelmäßig stark genutzt. Auch hier gab es allerdings die Erfahrung, die wir von Naturschutzzentrum Bruchhausen kennen: Es kam auch vor, dass die Wand in einem Jahr mal nicht benutzt wird.
Quelle:
NABU Grafschaft Bentheim: Erweiterung einer Künstlichen Uferschwalbenwand
Es gibt also machbare Lösungen. Sicher ist es besser, direkt bei der Genehmigung von Abgrabungen an eine entsprechende Nachnutzungszeit zu denken, aber wir sollten die vorhandenen Konzepte für künstliche Steilwände auch anwenden. Wir mahnen hier für Monheim keine Ausgleichmaßnahme im rechtlichen Sinne an sondern möchten eine Chance nutzen, die sich auf der Abgrabungsfläche am Kielsgraben ergibt.