Ratingen / Blühfläche Am Kessel
Naturschutz auf kleinstem Raum
Die NABU-Gruppe Ratingen übernimmt ab Juni 2025 die Pflege einer kleinen Grünfläche in Ratingen-Breitscheid. Eigentlich ist es nur ein Grünstreifen – regelmäßig gemäht und ansonsten ungenutzt erlaubt die Fläche zur Zeit einen ungehinderten Blick auf die Garagenrückwände. Das wollen wir ändern und das ca. 160 m² „große“ Stückchen Land in eine blühende Oase verwandeln, die vielen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum bietet.
Folgende Schritte sind geplant:
Frei wachsende Wildhecke
An der Garagenrückwand entlang sollen im Herbst heimische Sträucher gepflanzt werden. Die Blüten von Schneeball, Liguster, Hartriegel und Kornelkirsche erscheinen zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr und bieten Insekten ein reiches Angebot an Nektar und Pollen. Die Früchte im Sommer und Herbst sind für Vögel und einige Kleinsäuger ein willkommener Schmaus. Die Sträucher sollen sich dabei möglichst frei entfalten können und werden nur gelegentlich in ihrer Höhe ein bisschen begrenzt. Dadurch entsteht eine ausladende, Hecke, in deren dichtem Inneren Vögel sicher ihre Nester bauen können. Die geplante Hecke schließt an vorhandene Sträucher an.
Blühstreifen
Zwischen Gehweg und Hecke soll die bislang kurz gehaltene Wiese zu einem extensiven Blühstreifen entwickelt werden. Zunächst einmal lassen wir die Wiese im Sommer 2025 ein bisschen wachsen und schauen uns an, welche Blühpflanzen schon vorhanden sind. Wenn uns das Ergebnis gefällt, Wird 2-3 mal pro Jahr mit der Sense gemäht und das Schnittgut zur Kompostierungsanlage gebracht. So entzieht man der Fläche nach und nach die Nährstoffe, was langfristig zu weniger Gräsern und mehr blühenden Kräutern führt.
Auf einem Teil der Fläche planen wir, den Prozess zu beschleunigen, indem wir die Grasnarbe entfernen und Sand in den Bodeneinarbeiten. Anschließend erfolgt eine Ansaat mit einer Saatmischung aus heimischen Wiesenkräutern.
Mehr Kleinstrukturen
Zusätzlich zur Wildhecke und dem Blühstreifen möchten wir die kleine Fläche mir ein paar „Kleinstrukturen“ aufwerten. Das können Insektenhotels sein, die an den nach Süden gerichteten Garagenrückwänden angebracht werden. Auch Totholz kann als wichtiger Lebensraum für Wildbienen und Käfer integriert werden – dazu braucht es nur Stücke von Baumstämmen, die in der Fläche platziert werden. Für Bienen ist dabei eine sonnige Lage ideal, viele Käfer mögen es eher schattig und feucht. Auch Stellen mit offenem, sandigen Boden (ein sog. „Sandarium“) bieten Nistplätze für Wildbienen - die meisten unserer heimischen Bienen graben ihre Nisthöhlen nämlich in den Boden. Auch Steinhaufen, die sich in der Sonne erwärmen oder kleine Wasserstellen wären eine sinnvolle Ergänzung.
Wie geht es jetzt weiter?
Die Fläche wurde zunächst einmal eingezäunt, damit sie gegen Nährstoffeinträge durch Hundekot und –urin geschützt ist. Denn die Hinterlassenschaften unserer Vierbeiner verhindern unser Ziel, eine nährstoffarme und damit artenreiche Wiese zu entwickeln. Sind zu viele Nährstoffe – vor allem Stickstoff – im Boden, übernehmen Gräser die Oberhand. Daneben können sich dann nur noch Löwenzahn und Brennnessel behaupten. Auch wenn diese beiden Arten vielen Insekten als Nahrung dienen, wollen wir doch weiteren Pflanzen und damit auch anderen Tieren eine Lebensgrundlage bieten.
Zunächst einmal beobachten wir, wie sich die Wiese von sich aus entwickelt, wenn wir sie wachsen lassen. Wenn nach der Blüte gemäht wird, nutzen wir das Schnittgut als Mulch, um auf der Fläche, auf der später die Hecke gepflanzt werden soll, die Grasnarbe zu unterdrücken. Damit bereiten wir den Boden vor, können im Herbst leichter pflanzen und unsere jungen Sträucher haben weniger Wurzelkonkurrenz. Dazu kommt, dass die Erde unter der Mulchschicht weniger stark austrocknet und wir unsere junge Hecke also seltener bewässern müssen.
Über die nächsten Monate und Jahre wird sich unsere kleine Naturschutzfläche stetig weiterentwickeln. Dabei wird es zeitweise sicherlich auch einmal ein bisschen „wild“ oder unordentlich aussehen – das gehört nun einmal dazu. Verblühte Pflanzen werden stehen gelassen, damit sie sich selbst aussäen können und im nächsten Jahr wieder schön blühen. Außerdem sind die Samen wichtiges Futter für einige Wildtiere und vertrocknete Stängel können ein Winterquartier für Insekten sein.
Wir werden auf dieser Website regelmäßig über den Fortschritt und die Entwicklung der Fläche informieren. Wenn Sie mithelfen möchten, Anregungen oder auch Beschwerden haben, wenden Sie sich gern an m.rath@nabu-kv-mettmann.de. Wir möchten mit dieser Testfläche versuchen, Naturschutz auch auf kleinem Raum und im Siedlungsbereich umzusetzen, erlebbar zu machen und Anregungen schaffen, die jede/r im eigenen Garten nachmachen kann. Und das geht nur zusammen mit den Anwohnern!