Monheim am Rhein / Artenschutz / Uferschwalbe

Uferschwalbe

Vorkommen in Monheim am Rhein


Am Kielsgraben

 

Die alte Uferschwalbenkolonie auf der Abgrabungsfläche am Kielsgraben ist die größte im Kreis Mettmann. Die Kolonie ist bedroht, da der Abbau beendet ist und eine Rekultivierung vorgesehen ist, die diese Steilwand verfüllen wird. Aktuell wird der Bereich vor der Kolonie nicht zugeschüttet, solange die Brutwand noch von den Vögeln genutzt wird. Die Rekultivierungspläne für die Fläche am Kielsgraben, sowohl der alte als auch der neue sehen eine Verfüllung vor.

 

 

Uferschwalbe am Kielsgraben,   13. 6.2017, Foto: H. Grote
Uferschwalbe am Kielsgraben, 13. 6.2017, Foto: H. Grote

Die Monheimer Uferschwalben haben für den Kreis Mettmann eine besondere Bedeutung.

Es gibt seit vielen Jahren nur noch eine andere Kolonie im Kreis Mettmann, und zwar in der Nähe des Naturschutzzentrums Bruchhausen:

"Die Uferschwalben sind zwar da, brüten (bzw. füttern) auch und es gibt neben 9 alten Höhleneingängen auch ein neues Loch. Doch ich sah nie mehr, als 8 Uferschwalben gleichzeitig in der Luft und bisher nie mehr als Einflüge in 3 der Löcher während einer Beobachtungsstunde. Brutpaaranzahl???"

Quelle: Naturschutzzentrum Bruchhausen Jahresbericht 2019



Eine Ausgleichsmaßnahme wäre möglich

 

03.11.2021: Auf Anregung der Naturschutzverbände NABU, BUND und LNU beschloss der Beirat der Unteren Naturschutzbehörde:

 

"Der Beirat empfiehlt, die Erstellung einer "künstlichen Uferschwalbenwand" einzuplanen und umzusetzen, um auch der Uferschwalbe und dem Eisvogel weiter eine Heimat zu ermöglichen".

 

Beispiel einer erfolgreichen Uferschwalbensteilwand in der Grafschaft Bentheim, Hinweisschild, Foto: G. Baade
Beispiel einer erfolgreichen Uferschwalbensteilwand in der Grafschaft Bentheim, Hinweisschild, Foto: G. Baade
25.11.2021: Die Stadt lehnt die Steilwand in der Abwägungstabelle mit den Worten ab:
"Das genannte Beispiel in der Grafschaft Bentheim kann nicht auf das das Vorhaben im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens übertragen werden. Im Beispiel liegen andere Rahmenbedingen vor. Hier wurde die Wand einige hundert Meter von der Bebauung entfernt und außerhalb der Stadt Schüttorf errichtet worden, ohne jegliche Nutzungen in der Umgebung. Anders als im vorliegenden Fall kann hierbei die Wirksamkeit der Maßnahme garantiert werden."
Quelle Abwägungstabelle
Screenshot aus dem Geoportal der Stadt Monheim, ergänzt um den Brutbereich der Uferschwalbe
Screenshot aus dem Geoportal der Stadt Monheim, ergänzt um den Brutbereich der Uferschwalbe
Dazu ist zu sagen:

 

Die Uferschwalben brauchen keinen Abstand von mehreren hundert Metern!
Die aktuellen Brutplätze befinden sich nur
o ca. 60m neben der Bürgerwiese, 
o 37m entfernt vom Schützenhaus mit Schießstand, und
o 25m entfernt vom Tennisplatz.
Zur zeitweise sehr belebten Zufahrtsstrasse sind es nur 12m! 
Die Uferschwalben brauchen also im Wesentlichen die Steilwand, beanspruchen aber keine große Ruhezone. Schließlich waren sie auch während des gesamten Abgrabungsbetriebes vor Ort wie auch während der gesamten Zeit der Verfüllung.

.
Zitat der Stadt aus der Aussprache am 25.11.2021 im Ausschusses für Klimaschutz, Stadtplanung und Verkehr:

 

"In der Literatur finden sich auch keine Positivbeispiele, dass solche Wände funktioniert hätten."

 

 

Was soll man dazu noch sagen?

 

Der Stadt sei ein Blick auf die Artenschutzmaßnahmen des LANUV empfohlen. Zur Wirksamkeit steht dort:

 

"Wirksam innerhalb von bis zu 2 Jahren. Die Uferschwalbe ist von ihrer Artökologie her darauf angewiesen, auch auf schnell sich verändernde (Pionier-) Standorte reagieren zu können. Daher und nach den vorliegenden Literaturhinweisen kann grundsätzlich eine kurzfristige Annahme geeigneter Standorte erwartet werden, wenn keine anderen Faktoren (z. B. Nahrungsangebot) limitierend wirken.

Die Maßnahme ist grundsätzlich ab der nächsten Brutperiode nach Fertigstellung der Struktur wirksam. Um den Vögeln eine Erkundung zu ermöglichen, soll jedoch eine Vorlaufzeit von mind. 2 Jahren veranschlagt werden. Je näher die Maßnahme zu einer bestehenden Kolonie umgesetzt wird, desto schneller ist mit einer Besiedlung zu rechnen."

Quelle:

Geschützte Arten in Nordrhein-Westfalen - Planungsrelevante Arten - Artengruppen - Vögel (nrw.de)


Seit Jahren werben wir für eine künstliche Uferschwalbensteilwand.

Untere Naturschutzbehörde und Stadt verhindern bisher mit ihrer Verweigerungshaltung diese Möglichkeit, einer bedrohten Art zu helfen!


Beobachtungsbeispiele


2021:

 

Obwohl es uns nicht möglich ist, die Fläche zu betreten, haben wir am 16. Mai von der Straße "Am Kielsgraben" aus zwei beflogene Uferschwalbenröhren gesehen! Das ist natürlich deutlich weniger als in den Vorjahren. Wir können aber davon ausgehen, dass es im Mai 2021 noch einige wenige weitere beflogene Röhren gab.


2020:

Genutzte Einfluglöcher der Steilwand am Kielsgraben, Foto: J. Baade
Genutzte Einfluglöcher der Steilwand am Kielsgraben, Foto: J. Baade

Foto: J. Baade

Diese 28 Brutröhren wurden am 30. Mai 2020  innerhalb von 6 Minuten Beobachtungszeit beflogen! Wie dokumentiert man so ein Gewimmel? Wir haben 6 Minuten aus mehreren Perspektiven gefilmt und uns den Film  dann in extremer Zeitlupe angeschaut und so jede beflogene Brutröhre dokumentieren können.


2019:

 

Auch im Jahre 2019 wurden mehrere Uferschwalbenpaare an ihren Bruthöhlen beobachtet.


2018:

Download
Uferschwalben am Kielsgraben, Stand: 26.03.2018
Diese Dokumentation fasst viele der damaligen Erkenntnisse über die Uferschwalben am Kielsgraben zusammen.
Uferschwalben am Kielsgraben 1.0.pdf
Adobe Acrobat Dokument 1.2 MB

Film: J. Baade

Zeitweise war hier am 13. Juli 2018 sehr viel vor den Brutröhren los. Evtl. war das die Zeit, in der die Altvögel die Jungen gelockt haben.



2017:

Die aktualisierten Planungen für den Kielsgraben werden bekannt.

 

Die Naturschutzverbände BUND, LNU und NABU geben eine gemeinsame Stellungnahme gegen die geplante Änderung der Rekultivierungsplanung ab.

Uferschwalbe vor Abbruchkante, Standbild aus Video vom 26.06.2017, J. Baade
Uferschwalbe vor Abbruchkante, Standbild aus Video vom 26.06.2017, J. Baade


2016:

Am 01.05.2016 werden 25 Röhren und maximal 30 Uferschwalben gezählt, am 07.05.2016 ca. 40-

50 Röhren.

Aus einer Mitteilung vom 28.01.2016 der Biologischen Station Haus Bürgel u.a. an die Untere Naturschutzbehörde:

"uns sind aus diesem Baggerseebereich aus den letzten Jahren eine Uferschwalbenkolonie in den Steilwänden und brütende Kiebitze , [....] bekannt."



2015 und davor:

 

"„In diesem Areal hatten früher mehr als 200 Uferschwalbenpaare ihre Bruthöhlen, doch die Möglichkeiten haben sich von Jahr zu Jahr reduziert. Jetzt habe ich acht dieser Vögel gesehen.“ (I. Knebel am 09.06.2016 auf http://www.monheims-naturwunder.de)"

 

...


Nisthilfen für Uferschwalben

 

Bzgl. Nisthilfen für Uferschwalben haben wir den Eindruck, dass es in NRW keine über mehrere Jahre erfolgreichen Versuche gibt. Das ist eigentlich ein schlechtes Zeichen, denn in anderen Ländern gibt es das:

 

Beispiel Schweiz:

 

"Der Verein Hotspots und BirdLife Schweiz begannen bereits vor Jahrzehnten nach Massnahmen zur Förderung der Uferschwalbe zu suchen. Im Jahr 2011 gelang dank dem Aargauer Kiesunternehmer Ueli Müller der Durchbruch mit künstlichen Sandschüttungen. Ueli Müller hatte beobachtet, wie Uferschwalben versuchten, Brutröhren in ein verkaufsfertiges Sanddepot zu graben. Kurzerhand legte er einen Ersatzhaufen an, in den schon bald die ersten Schwalben einzogen.

BirdLife Schweiz macht das Prinzip mit Publikationen, Begehungen und einem Beratungsangebot in der ganzen Schweiz bekannt. Zahlreiche Kantone, Kiesgrubenbetreiber und weitere Partner waren in verschiedenen Rollen beteiligt. Mittlerweile existieren 26 derartige Sandschüttungen in der Schweiz, in denen rund 40% der 4200 Brutpaare der Uferschwalbe brüten (2020)."

Quelle: https://www.birdlife.ch/de/content/den-uferschwalben-fehlt-der-lebensraum

 

Beispiel Niederlande:

 

Googlen Sie einfach mal nach "Oeverzwaluwwand".  Sie bekommen eine lange Liste von angelegten Wänden. In den Niederlande ist die Anlage von künstlichen Uferschwalbenwänden State of the Art!

Von diesen beiden Videos hat sich die Firma Holemans inspirieren lassen:

 


Die Videos sind in niederländisch, aber eigentlich sind die Videos trotzdem selbsterklärend.

 

Aber wir haben auch Lösungen in der Nähe:

 

Beispiel NRW Rees:

Die Wand der Firma Holemans ist allerdings erst seit zwei Brutperioden in Betrieb.

Nistwände für Uferschwalben - Holemans

https://www.holemans.de/blogreader/nistwaende-fuer-uferschwalben.html

Die Reeser Lösung basiert auf der Lösung in der Grafschaft Bentheim.

Der NABU Monheim am Rhein unterstützt diese Nistwand durch Pflegemaßnahmen.

 

Beispiel Niedersachsen Grafschaft Bentheim:

Diese Wand wurde bereits 2013 erstellt und 2017 erweitert und wird regelmäßig stark genutzt. Auch hier gab es allerdings die Erfahrung, die wir von Naturschutzzentrum Bruchhausen kennen: Es kam auch vor, dass die Wand in einem Jahr mal nicht benutzt wird.

Quelle: 

NABU Grafschaft Bentheim: Erweiterung einer Künstlichen Uferschwalbenwand

 

Hinweisschild, Foto: G. Baade
Hinweisschild, Foto: G. Baade
Gesamte Uferschwalbenwand, Foto: G. Baade
Gesamte Uferschwalbenwand, Foto: G. Baade
Ausschnitt Uferschwalbenwand, Foto: G. Baade
Ausschnitt Uferschwalbenwand, Foto: G. Baade

 Es gibt also machbare Lösungen. Sicher ist es besser, direkt bei der Genehmigung von Abgrabungen an eine entsprechende Nachnutzungszeit zu denken, aber wir sollten die vorhandenen Konzepte für künstliche Steilwände auch anwenden. Wir mahnen hier für Monheim keine Ausgleichmaßnahme im rechtlichen Sinne an sondern möchten eine Chance nutzen, die sich auf der Abgrabungsfläche am Kielsgraben ergibt.